Das Stadtforum Altenburg unterstützt die Bewerbungsinitiative zur Ausrichtung der 5. Thüringer Landesgartenschau 2024, um die Stadt für ihre Bürger wie für ihre Gäste nachhaltig attraktiver zu gestalten. Wenn es gelingt, der Öffentlichkeit zu vermitteln, welches Potenzial Landesgartenschauen in sich bergen, und dass sich durch gemeinsames Handeln viele Möglichkeiten der Förderung eröffnen können, dann ließe sich die Stadt über die ausgewiesenen Projekte hinaus landschaftlich, stadtplanerisch und kulturell entwickeln.
Um eine möglichst umfassende und lang andauernde Wirkung für Altenburg durch die Landesgartenschau zu erzielen, ist eine sorgfältige und passgenaue Flächenauswahl zu treffen. Nur so bleibt es nicht bei Einmaleffekten einer Saison und werden Investitionen weiterer öffentlicher Stellen und insbesondere Privater angeschoben.
Nach intensiver Auseinandersetzung mit den zunächst vorgelegten Unterlagen hat die Stadtratsfraktion Grüne/Stadtforum daher bis 16. Januar 2017 für den LAGA-Lenkungsbeirat und die politischen Entscheidungsträger im Stadtrat ein Positionspapier erarbeitet, das vor allem von der Einsicht geprägt ist: um die nötige Akzeptanz, ja möglichst Begeisterung für die Landesgartenschau in der Bevölkerung zu erreichen, darf diese nicht in Konkurrenz zu anderen wichtigen Zukunftsinvestitionen geplant und entwickelt werden. Größte Nachhaltigkeit würde die Gartenschau dort erzielen, wo der deutlichste Nachholbedarf, das größte Aufwertungspotential und die meisten Nutzer sind: in der Altenburger Innenstadt.
“Eine Landesgartenschau ist nicht Ziel der Stadtentwicklung, sondern sie ist ein (hervorragendes) Mittel, um die Stadtentwicklungsziele umzusetzen.”
Diese Einsicht bestätigt sich mit Blick in den Aufruf des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (Weblink) zur Bewerbung, dort heißt es u.a.:
„1.1. Landesgartenschauen sollen dazu beitragen, dass in Städten, Gemeinden oder regionalen Bereichen Thüringens unter umweltpolitischen und ökologischen Gesichtspunkten gestaltete Lebensräume und Grünzonen geschaffen, gesichert und gleichzeitig städtebauliche und strukturelle Defizite der austragenden Kommunen aufgearbeitet werden. […]
1.3. Landesgartenschauen sollten möglichst in Konzepte der regionalen Landschafts-, Struktur- und Kulturentwicklung integriert werden. Idealerweise werden sie durch zeitlich und räumlich verknüpfte städtische Projekte flankiert, die darauf abzielen, die städtebauliche und strukturelle Situation der austragenden Kommune zu verbessern.
1.4. Landesgartenschauen sind ein Instrument der Stadtentwicklung, das der Förderung eines hochwertigen Wohnumfeldes ebenso dient wie dem Landschafts-, Natur- und Umweltschutz. […] “
Gemäß diesen Zielen sehen wir die Ausrichtung der Landesgartenschau als eine einmalige Chance für Altenburg:
- zur Schaffung neuer bzw. zur Aufwertung vorhandener Grünzonen bei Aufarbeitung städtebaulicher und struktureller Defizite
- als Motor der Stadtentwicklung zur Förderung eines hochwertigen Wohnumfelds und attraktiver Naherholungsflächen
- zur Behebung von Problemen im fließenden und ruhenden Verkehr sowie zur Verbesserung der Verkehrslenkung
- als wichtigen Impuls zur Wirtschaftsförderung durch die Vergabe von Aufträgen und Schaffung von Arbeitsplätzen sowie zur Belebung des Gastronomie- und Hotelgewerbes
- als Beitrag für das Stadtmarketing und zur Tourismusförderung
- zur Sanierung kulturhistorisch wertvoller Bauwerke, ggf. in Verbindung mit der Vorbereitung oder Etablierung neuer Nutzungen
Das Stadtforum Altenburg regt aus oben genannten Gründen eine klare Fokussierung der Landesgartenschau auf die stadtstrukturell prägende Achse zwischen Bahnhof und Großem Teich (Grünzug Blaue Flut) an. Die Kernzonen sollen ähnlich einer Perlenkette vom Bahnhof bis zur Hellwiese reichen, wobei durch den Wechsel von Kern- und Ergänzungsbereichen der Erlebniswert der Gartenschau gesteigert und die Distanz vom Bahnhof bis zu den eigentlichen Ausstellungsflächen verkürzt werden soll.
Unsere Grundsätze dabei sind:
- eindeutige Herausstellung der Bedeutung und Einzigartigkeit Altenburgs zur Erhöhung der Chancen auf Zuschlagserteilung durch die Landesregierung. Schaffung eines Spannungsbogens von intensiv genutzten und gestalteten Bereichen in der historischen Innenstadt zu den großzügigen Flächen am Übergang von der Stadt zur Landschaft.
- stärkere Einbeziehung innerstädtischer Flächen zur Schaffung eines attraktiven Wohnumfelds und zur Aufwertung der Wohnquartiere insgesamt (Beitrag zum Stadtumbau Ost)
- neben den Roten Spitzen aktive Einbeziehung weiterer kulturhistorisch wertvoller Gebäude und Ensembles wie Schloss, Schlossgarten, Marstall; Chancen auf zusätzliche touristische Nutzungen ergreifen
- Beitrag zur Lösung verkehrlicher Probleme insbesondere hinsichtlich Einbahnsystem, Radverbindungen, Parkplatzangebot für Besucher aber auch Anwohner
- Einbeziehung ohnehin notwendiger Investitionen für den grundhaften Ausbau von Straßen und Plätzen; Chance auf höhere Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität
- effektiverer Einsatz der personellen und finanziellen Ressourcen der Stadt für die Gartenschau; d.h. letztlich Sicherstellung der Finanzierungs- und Durchführbarkeit
- Erreichung einer größtmöglichen Akzeptanz der Bevölkerung und Bereitschaft zum Mittun bei der Vorbereitung und Durchführung der Gartenschau
- Minimierung der nur temporär errichteten Objekte für Hallenschau, Besucherparkplätze, Themengärten etc.; stattdessen Entlastung des Durchführungshaushalts durch Investitionen in langfristig notwendige Projekte mit temporärer Nutzung durch die Gartenschau (Einsatz von Fördermitteln möglich)
- deutliche Erhöhung der Förderquote durch Ausrichtung auf das Erhaltungsgebiet.
Zur Darstellung der Gebiete im Einzelnen, siehe hier (PDF-Dokument)
Im Gespräch mit Altenburg TV nimmt Johannes Schaefer (Stadtratsfraktion Grüne/Stadtforum) Stellung zu Chancen und Risiken der Landesgartenschau in Altenburg und vor allem zum Konzept des Stadtforum Altenburg.
Zur Information:
Dem Aufruf des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft zur Bewerbung um die Durchführung der 5. Thüringer Landesgartenschau im Jahr 2024 sind nachfolgend aufgeführte Städte bzw. Städtepartnerschaften gefolgt: Stadt Altenburg, Stadt Leinefelde-Worbis, Städteverbund „Städtedreieck am Saalebogen“ (Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blankenburg), die Städte Creuzburg, Mihla, Treffurt sowie die Stadt Mühlhausen
Alle fünf Bewerbungen genügten den Anforderungen des Bewerbungsverfahrens in der Stufe I. Die Frist für die Stufe II, in der eine Machbarkeitsstudie zu erarbeiten ist, endet am 31.03.2017. Im Ergebnis der Bewertung der Kandidaten soll der Landesregierung im 3. Quartal 2017 eine Entscheidungsvorlage zugeleitet werden. (Stand: TMIL, 10. Oktober 2016)
Danksagung:
Die Stadtratsfraktion Grüne/Stadtforum dankt insbes. Michael Sonntag für die wertvolle Unterstützung bei der Erarbeitung des Positionspapiers.