Abriss statt Sanierung: Mit 22 Ja- und 15 Nein-Stimmen gaben die Stadträte am Donnerstag Abend grünes Licht für die Bebauung des Marktareals in Altenburg. Damit wurde gleichzeitig der Startschuss für den Abriss der beiden historischen Gebäude in der Klostergasse 5 und Bei der Brüderkirche 9 gegeben.
Von Petra Lowe
Altenburg. Der Rathaussaal war überfüllt. Manch Beobachter musste vier Stunden lang stehen, bevor die Entscheidung für den Bebauungsplan der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) fiel. Die Debatte dazu war aufgeregt und kontrovers, Besucher spendeten Beifall, äußerten ihre Missbilligung.
Ein Streit entbrannte, nachdem Linken-Stadtrat Dr. Birgit Klaubert einen Brief der Deutschen Akademie für Städtebau vorlegte, der im November 2010 an die Stadträte gegangen sein soll. Der OB wiegelte die Beschwerde über vorenthaltene Informationen mit den Worten ab, er könne nicht alle Schreiben kopieren und weitergeben. Das Gespräch mit den Vertretern der Akademie sei konstruktiv verlaufen. Eine Empfehlung, weitere Architekten in die Bauplanung einzubeziehen, sei abgelehnt worden, so Wolf.
Einig waren sich die Stadträte über die Notwendigkeit der Bebauung in dem Quartier zwischen Markt und Brüderkirche. Auch würden durch die Wohnbebauung 80 bis 100 Menschen in die Innenstadt gezogen, Einkaufsmarkt und Restaurant würden den Markt beleben. Immer wieder wurde aber die Frage gestellt, warum an solch exponierter Stelle nur ein Planer zum Einsatz kam und nicht auch andere Varianten der Bebauung geprüft worden seien.
Dr. Sandy Reichenbach (CDU) beklagte, dass Gutachter des Stadtforums im Bauausschuss nicht gehört werden durften. Niemand habe ihm bislang Kosten aufgemacht für eine mögliche Sanierung oder die Sicherung der Fassade des barocken Hauses Brüderkirche 9. So sei eine Bewertung der Unzumutbarkeit des Erhalts des Denkmals nicht zu leisten. Dies aber war Grund für die erteilte Abrissgenehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt.
Die Diskussion habe den Erschöpfungszustand erreicht, sagte Dr. Nikolaus Dorsch (SPD). Er wünsche sich auch eine “Prinzessin im rosa Kleid”, doch erst müsse ein Ritter den Frosch küssen, bevor dieser ein Prinz wird, zielte Dorsch auf fehlende Mittel. Sein Fehl-Griff in die Märchenkiste sorgte für Erheiterung.
Energisch setzte dagegen OB Wolf seine Akzente und erteilte der Forderung von Peter Müller (CDU) nach Beantragung von Denkmal-Fördermitteln eine Absage. Man müsse sich dann von anderen Maßnahmen verabschieden, so Wolf. Kurz keimte dann noch die Hoffnung für Abrissgegner auf Verweis in die Ausschüsse auf. Doch der Antrag des fraktionslosen Dr. Johannes Frackowiak (FDP) wurde mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt.