An die Bürger der Stadt Altenburg, an die Altenburger Stadträte
Das Stadtforum Altenburg – Forum für Denkmalschutz und Stadtentwicklung unterstützt die Initiative der Stadtverwaltung, den städtebaulichen Missstand am Areal am Markt zu beheben und hält die Ansiedlung von Einzelhandel und Wohnungen in der historischen Altstadt für richtig.
Das Stadtforum setzt sich aber seit Beginn der Diskussion auch für die Erhaltung der Baudenkmale Bei der Brüderkirche 9 und Klostergasse 5 ein.
Berechnungen und Gutachten sowohl der Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH (SWG) als auch des Stadtforums zeigen, dass eine Neubebauung unter Einbeziehung der beiden intakten Denkmale jederzeit möglich war und ist.
Die nun vorliegende Genehmigung zum Abriss wird mit der wirtschaftlichen Unzumutbarkeit der Sanierung begründet. Zu diesem Zweck stünden für den Ausgleich dieser Unrentierlichkeit Fördermittel zur Verfügung. Trotz konkreter Aussagen über die Bereitstellung von Mitteln der Städtebauförderung sowie Zuschüssen des Landesamtes für Denkmalpflege weigern sich die Stadtverwaltung und die SWG kategorisch, diese Fördermittel zu beantragen.
Zudem beinhaltet die Berechnung der Unwirtschaftlichkeit nicht die Aufwendungen für den komplizierten Teilabriss des Denkmals mit der schwierigen Sicherung und Instandsetzung der Fassade, den Archäologiekosten sowie dem Wiederaufbau des Hauses in gleicher Kubatur. Hier liegen die Kosten deutlich höher als bei einer Sanierung und Einbeziehung der beiden Denkmalobjekte in die Neubebauung des Quartiers.
Darüber hinaus wird Erhalt und Sanierung des Hauses Bei der Brüderkirche 9 durch einen Investor verweigert, mit dem sich eine erhebliche Kostensenkung für die SWG realisieren ließe.
Das Stadtforum erwartet für diese offenen Sachverhalte (Kaufbegehren des Investors und Wirtschaftlichkeitsberechnung) eine abschließende Stellungnahme des Petitionsausschusses des Thüringer Landtages und der Thüringer Fachministerien.
Eine ganze Reihe der ursprünglichen Forderungen zum Areal hat das Stadtforum in den letzten Wochen und Monaten bereits zurückgestellt. Sollte es denn nicht möglich sein, als Kompromiss wenigstens das barocke Einzeldenkmal Bei der Brüderkirche 9 und das unter Ensembleschutz stehende Gebäude Klostergasse 5 zu erhalten und zu integrieren?
Aus Sicht des Stadtforums muss es möglich sein, zwischen den Interessen der Bürgerinitiativen und der Haltung des Vorhabenträgers und der Stadtverwaltung zu vermitteln. Ziel muss es sein, einen allen gerecht werdenden Kompromiss zu finden und alle Parteien wissen, dass dieser möglich und finanzierbar ist. Man könnte damit auch der Polarisierung innerhalb der Altenburger Bevölkerung und der Spaltung des Stadtrates entgegenwirken.
Bedenken Sie, werte Stadträte, bei Ihrer Entscheidung auch die Vorbildwirkung der Stadt bei der Erhaltung und Sanierung von Baudenkmalen – Denkmalauflagen sind privaten Investoren in Zukunft nicht mehr vermittelbar, wenn die Stadt Denkmale ohne zwingende Gründe abreißt.
Offener Brief des Stadtforum Altenburg, 25. Mai 2011 als PDF