Kommentar des Stadtforums zur Auslobung des Georg-Hellbrunn-Denkmalpreises 2011 vor dem Hintergrund der Entscheidung des Stadtrates zum Abriss der Denkmale im Areal am Markt
Denkmalschutz und Denkmalpflege sind auch nach der ernüchternden Stadtratsentscheidung zum Areal am Markt viel zu ernste Anliegen und als immerwährende Aufgabe viel zu bedeutend, als dass man nun resignieren dürfe.
Aber wie geht es weiter? Kann man einfach zur Tagesordnung übergehen, als wenn alles noch so wäre wie vorher?
Noch unter dem Eindruck der jüngsten Entscheidung des Stadtrates zum Denkmalabriss bittet die Stadtverwaltung um Vorschläge für die Verleihung des Denkmalschutzpreises 2011!
Welcher Altenburger kann angesichts der geplanten Denkmalzerstörung unbeschwerten Herzens im September den „Tag des offenen Denkmals“ feiern, und wer möchte sich auch noch die oberbürgermeisterlichen Eigenlobreden auf die Denkmalpflege in Altenburg anhören?
Da tritt Pfarrer Andreas Gießler als Vorsitzender des Altenburger Denkmalbeirates aus Protest gegen den Stadtratsbeschluss zurück. Der bekannte, langjährige Stadtrat Wido Hertzsch verlässt ebenso aus Protest sein Amt im Altenburger Heimatverein. Maria Kühl gibt in einem offenen Brief an OB Michael Wolf ihre Ehrenurkunde der Stadt Altenburg für außerordentliches ehrenamtliches Engagement zurück. Im Schlossverein deuten sich ebenfalls Protestaktionen an.
Sehr befremdlich wirkt auch auf die Altenburger Denkmalfreunde, dass die Person, die den “Georg-Hellbrunn-Denkmalpreis” 2010 als Auszeichnung entgegengenommen hat, sich über Jahre als völlig beratungsresistent erwies und den Abriss der Denkmale am Markt tatkräftig unterstützte.
Denn bei der Abstimmung im Stadtrat ging es nicht mehr um eine Entscheidung für oder gegen eine Bebauung, sondern vor allem nur noch um den Erhalt oder den Abriss in Rahmen der gesamten Neugestaltung.
Was wird die Stadträte mehrheitlich bewogen haben, die Argumente und Vorschläge des Stadtforums abzulehnen und sich den Positionen des OB anzuschließen?
„Man kann nicht alle Denkmale erhalten!”
Diese tendenziöse Aussage des OB werden wahrscheinlich viele Stadträte und Bürger verinnerlicht haben, weil eine ähnliche Grundhaltung im privaten, täglichen Leben vernünftig ist.
Auf einer hohen Werteebene ist allerdings eine derartige Denkweise unzulässig und gefährlich. So wird z.B. niemand eine solche vordergründige Aussage treffen wollen, dass man in einer großen Familie eben nicht alle Kinder „durchbringen” kann.
Bei den Baudenkmalen einer alten Stadt ist das nicht viel anders. Die Anzahl kann man sich nicht aussuchen, Denkmale 1. oder 2. Klasse gibt es nicht, und wer darf und will eine willkürliche Entscheidung über Tod oder Leben, über Abriss oder Erhalt treffen?
Für die denkmalgeschützten Gebäude der Stadt Altenburg muss es den Anspruch und das Ziel geben, alle Denkmale zu pflegen und zu erhalten! Alle anderen Aussagen tragen schon den Keim der Selektion und damit der Denkmalzerstörung in sich.
Das Stadtforum wird sich weiterhin bemühen, die interessierten Bürger, die Stadträte und die Verwaltung mit fachlichem Rat zu unterstützen und die Themen des Denkmalschutzes und der Stadtentwicklung öffentlich zu begleiten.
Abschließend empfiehlt das Stadtforum der Verwaltung, aus Glaubwürdigkeitsgründen den Denkmalschutzpreis 2011 nicht zu vergeben und eine Auszeit einzulegen, um für 2012 einen neuen Ansatz finden zu können.