Am Freitag, den 17.09.2010 besuchte Anja Siegesmund das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) in Erfurt und sprach mit dem Landeskonservator Holger Reinhardt über das Thema Areal am Markt in Altenburg.
Zum einen zeigte Holger Reinhardt für die Situation in Altenburg großes Verständnis, da die wirtschaftliche wie demographische Ausgangslage eine große Herausforderung darstellt. Noch zu DDR Zeiten verfiel die Altenburger Innenstadt, mit dem nach Erfurt größten geschlossenem innerstädtischen Denkmalensemble in Thüringen. Zudem begann schon in den 1980iger Jahren eine Abrissphase der historischen Bauten in der Innenstadt und neue Plattenbausiedlungen entstanden am Rande der Stadt. Nach der Wiedervereinigung wurde die Chance auf eine Rückentwicklung der Innenstadt auf Grund ungeklärter Eigentumsrechte vergeben, so Reinhardt, wodurch eine künstliche Immobilienknappheit erzeugt wurde. Die Stadt Altenburg wuchs an den Rändern nun auch mit Einfamilien-Wohnhaussiedlungen, während die Innenstadt mit ihren beeindruckenden Altbauten weiter verfiel. Den Erwartungen vieler Bürger, wie sich eine Innenstadt entwickeln und gleichzeitig an den Stadträndern prosperieren sollte, konnte daher nicht allumfassend Rechnung getragen werden.
Trotz der schweren Ausgangslage äusserte Reinhardt aber auch große Sorge über den geplanten Abriss der Gebäude am Areal am Markt insbesondere des denkmalgeschützten Gebäudes „Bei der Brüderkirche 9“, da nur mit der Sanierung von Altbauten das Image der Stadt gestärkt und das Stadtbild aufgewertet werden kann. Reinhardt lobte zwar gleichzeitig auch, dass der Erhalt historischer Bausubstanz von der Stadt aktiv betrieben wird. So würdigte er die Sanierung des Residenzschlosses sowie die Anlage des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes (Rote Spitzen) und auch dass durch den Rückkauf gefährdete Bauten vor dem Verfall gerettet wurden. Beim Thema Areal am Markt beweise OB Wolf und die Stadtverwaltung jedoch nur wenig Weitsicht, und es scheint als hätten sie die Lehren aus dem Kahlschlag vergangener Zeiten nicht verinnerlicht. Das TLDA fordert daher nach wie vor den Erhalt und die Integration der Gebäude Klostergasse 5 und Bei der Brüderkirche 9 in das Bauvorhaben, da es sich bei diesen Häusern um städtebaulich wichtige Gebäude innerhalb des Denkmalensembles der Kernstadt Altenburg handelt. Verständnis h abe man aber dafür, dass ein Lebensmittelhändler (Konsumgesellschaft Leipzig) in der Innenstadt vorzufinden sein muss.
Zu den Kosten einer Sanierung des Gebäudes „Bei der Brüderkirche 9“ bemerkte Reinhardt, dass man sich alles schön oder schlecht rechnen kann und ist dabei überzeugt, die ganzheitliche Sicht der Kosten muss betrachtet werden. Denn wenn Abrisskosten und Entsorgungskosten mit eingerechnet werden, dann ist ein Abriss des barocken Bürgerhauses nicht viel billiger als dessen Sanierung. Obwohl der Zustand des Gebäudes „Bei der Brüderkirche 9“ ausgesprochen gut ist, bemerkte er jedoch kritisch, dass mit jedem weiteren Monat der Erhaltungsaufwand größer wird.