Am vergangenen Samstag, 08. Juni 2013, fand in Görlitz das „5. Mitteldeutsche Vernetzungstreffen“ vom NETZWERK Stadtforen Mitteldeutschland statt. Aus mehreren Städten der drei mitteldeutschen Bundesländer trafen sich Vertreter und Fachleute von Initiativen und Vereinen, die sich lokal für eine behutsame Stadtentwicklung, Denkmalpflege und Baukultur einsetzen. Einer der fachlichen Schwerpunkte der Tagung bestand aus aktuellem Anlass im Austausch über die Gefährdung historischer Stadtzentren durch den Bau von Shoppingcentern und möglichen Gegenstrategien.
Vorgestellt und diskutiert wurden konkrete Projekte und Problemstellungen aus Altenburg, Bautzen, Chemnitz, Dresden, Görlitz, Leipzig und Zittau.
So gab es Vorträge zur geplanten Umgestaltung des Görlitzer Postplatzes und der mangelhaften Beteiligung der Öffentlichkeit; der geplanten Bebauung des seit dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Markthallenviertels in Leipzig sowie dem dort geplanten Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal und dem Umgang mit grundsätzlichen städtebaulichen und verfahrenstechnischen Fragen; dem gescheiterten Projekt LauenCenter in Bautzen, das auf Kosten von 18 historischen Gebäuden errichtet werden sollte; den vergleichbaren Centerplanungen in Zittau, dem 13 historische Bauwerke weichen sollen; einem Stadtbahnausbauprojekt in Chemnitz, dem die letzte erhaltene Mittelallee weichen soll; und zwei miteinander konkurrierenden Einkaufscenterprojekten in Dresden-Neustadt.
In den Beiträgen wurden bestimmte Grundmuster von Fehlentwicklungen deutlich, die zahlreiche Städte bundesweit gleichermaßen betreffen. Neben vielen einzelfachlichen Aspekten des Baurechts, der Einzelhandelsentwicklung und des Städtebaus wurden insbesondere sich wiederholende politische Defizite deutlich. Immer wieder gelingt es privaten Investoren mit für die Stadt insgesamt schwer nachteiligen Projekten ihre individuellen Interessen durch zu setzen und mit fragwürdigen Argumentationen Unterstützung durch fachlich häufig völlig überforderte politische Mandatsträger zu gewinnen und dabei selbst geltendes Planungsrecht auszuhebeln, ohne dass die Rechts- und Fachaufsichtsbehörden einschreiten würden.
Neben dem Erfahrungsaustausch diente das Treffen dem Besprechen von Möglichkeiten für gegenseitige Unterstützung und die Durchführung gemeinsamer Projekte. Verabredet wurden hierzu etwa Möglichkeiten gemeinsamer Ansprache von Politik und Verwaltung auf der Ebene der Länder und des Bundes bei der es neben einer besseren Sensibilisierung für drängende Fragen der Stadtentwicklung auch um Handlungsmöglichkeiten als Gesetz- und Fördermittelgeber geht.