Eine Frage des Könnens oder des Wollens?

Das Stadtforum Altenburg unterstützt im Grundsatz die Initiative der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) zur Bebauung des Areals am Markt. Allerdings tritt das Stadtforum für eine überzeugende, bestmögliche Lösung mit Integration der Häuser „Bei der Brüderkirche 9“ und Klostergasse 5 ein. Nach Meinung des Stadtforums lassen sich keine rational nachvollziehbaren Gründe für einen Abriss dieser beiden Häuser anführen.

Seit über einem Jahr hat das Stadtforum in zahlreichen Gesprächen mit den Stadträten, den Mitgliedern des Bauausschusses, der Stadtverwaltung, der SWG, dem Konsum, dem Landesamt für Denkmalpflege und vielen anderen versucht, auf die Planungen positiv hinzuwirken, Alternativen zu diskutieren und Lösungen zu finden. Entscheidende Veränderungen gab es auf Initiative des Stadtforums in der Kubatur und Höhe der geplanten Neubebauung.
Demgegenüber lösen die zahlreichen, rein kosmetischen Fassadenüberarbeitungen der SWG keineswegs substantiell die grundsätzlichen Probleme der Quartiers-bebauung wie beispielsweise den Denkmalschutz, fehlende  Erdgeschossbelebung und die unhaltbare Parkplatzplanung.
Im Rahmen der Auslegung des Bebauungsplanes im August 2010 haben Architekten und Stadtplaner auf Initiative des Stadtforums sowohl Alternativideen als auch realisierbare Planungsvarianten entwickelt, die unter anderem den Bau eines seit Jahren diskutierten und geplanten Parkhauses auf der gegenüberliegenden Brache aufgreifen.

Bei alledem stand dem Stadtforum nicht jeder Gesprächspartner dialogbereit gegenüber. Die Auseinandersetzung war und ist auf Seiten des Vorhabenträgers und des OB von Fehlinformation, Hinhaltetaktik, Einschüchterung und Ignoranz geprägt.

Und dieses beispiellose Verhalten spiegelt sich gleichwohl in der Berichterstattung wieder. Lautet der Tenor der überregionalen Presse, dass das thüringische Altenburg eine Perle sei und unbedingt besucht werden müsse, so wenden die Berichterstatter mit Blick auf das Geschehen rund um das Areal am Markt gleichwohl kritisch ein, dass das Aushängeschild Altenburgs, der historische Marktplatz, in Gefahr sei – durch die Kompromisslosigkeit und dem Verweigern jeglicher Planungsalternativen seitens der SWG und deren Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Wolf.

In der Tat wurden und werden in Altenburg in nicht unerheblichem Umfang Förder- und städtische Eigenmittel in den Denkmalschutz für stadtbildprägende Markenzeichen wie bspw. Rote Spitzen und Schloss investiert. Des Weiteren mobilisiert die Stadt Investitionen zur Sicherung von Gebäuden wie bspw. Theaterplatz 6, Teichvorstadt 4, Pauritzer Straße 1, dem Weißen Ross und Schwarzen Bären. Doch das selektive Vorgehen, die Auswahlkriterien und der Umfang einzelner Maßnahmen werfen erhebliche Fragen auf.

Die Verantwortlichen der Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz haben bei ihrer Arbeitstagung am 15./16. November 2010 in Altenburg ausdrücklich darauf hingewiesen, dass für Fälle wie das Gebäude „Bei der Brüderkirche 9“ Mittel des Förderprogrammes Städtebaulicher Denkmalschutz bereitstünden. Ebenso stellt das Landesamt für Denkmalpflege Fördermittel in Aussicht. Gleichwohl gibt es bislang keinen Antrag der Stadt auf Fördermittel für den Erhalt und die Sanierung dieses Gebäudes.

Die Vermutung, dass es nur eine Frage des Wollens ist, resultiert auch aus der Betrachtung der an und für sich hervorragenden Rahmenbedingungen des Bauvorhabens Areal am Markt: eine historische Bausubstanz in erstaunlich gutem Zustand; ein Investor, der zu hundert Prozent im Eigentum der Stadt ist; ein seriöser Hauptmieter, der Konsum, sowie zahlreiche Interessenten für die Wohnungen. Aus Sicht des Stadtforums begründen weder zeitliche noch finanziell knappe Ressourcen eine übereilte Entscheidung, die den Verlust historischer Bausubstanz im Zentrum der Stadt zur Folge hat.